Vereinfacht gesprochen sind den BefürworterInnen und den Nicht-BefürworterInnen des Grundeinkommens, deren Angaben in dieser Auswertung analysiert wurden, intrinsische Lebensziele (soziale Beziehungen = befriedigende Beziehungen mit Freunden und Familie, persönliches Wachstum = Autonomie und Selbstachtung, Gemeinschaft = selbst aktiv zur Verbesserung der Welt beizutragen) wichtiger als extrinsische Lebensziele (Wohlstand, Image). Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen sind bei dem Ziel soziale Beziehungen am geringsten (dies ist für beide Gruppen das höchste Ziel), beim Ziel Gemeinschaft am größten – Nicht-BefürworterInnen ist es weniger wichtig. Allerdings gewichten die Nicht-BefürworterInnen extrinsische Lebensziele stärker als die BefürworterInnen.
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Noch 49 Tage: Berufliche Veränderungen bei Einführung des Grundeinkommens
60 Prozent der Befragten würden nach Einführung eines Grundeinkommens beruflich etwas verändern: Von diesen 60 Prozent würden rund 60 Prozent ihre Erwerbsarbeitszeit verkürzen (das sind 36 Prozent der von Bossard ausgewerteten 780 Datensätze), rund 55 Prozent mehr Zeit in die berufliche Weiterbildung investieren (33 Prozent von den 780) und rund 37 Prozent die Tätigkeit in der Erwerbsarbeit wechseln (22 Prozent von den 780). Keiner Erwerbsarbeit mehr nachgehen würden von denen, die beruflich etwas ändern wollen, nur 5,8 Prozent (3,5 Prozent von den 780).
Interessant ist, dass prozentual fast genauso viele BefürworterInnen wie Nicht-BefürworterInnen ihre Arbeitszeit reduzieren würden. Interessant ist auch, dass von den ganz wenigen, die nach Einführung des Grundeinkommens keiner Erwerbsarbeit mehr nachgehen würden, doppelt so viele Nicht-BefürworterInnen wie BefürworterInnen des Grundeinkommens sind (vgl. S. 23). Das ist auch vor dem Hintergrund einer abgefragten Satzvervollständigung „Das bedingungslose Grundeinkommen wird von Menschen als ungerecht empfunden, weil …“ aufschlussreich: 36 Prozent der Nicht-BefürworterInnen (nur 19 Prozent der Befürwortenden) meinten, weil es einen Anreiz zur Faulheit bieten würde, würde es von den Menschen als ungerecht empfunden. Das heißt: Diejenigen, die öfters angeben, eine Erwerbsarbeit mit Grundeinkommen aufzugeben, sind auch gleichzeitig diejenigen, die öfters angeben, das Grundeinkommen wäre in den Augen von Menschen ungerecht, weil es zur Faulheit anreize.
Noch 50 Tage: Grundeinkommen macht gesund – Arbeit krank?
Welche Auswirkungen hat das Grundeinkommen auf die Gesundheit? Antriebsschwäche und Erschöpfungszustände – beim Burnout handelt es sich nicht mehr nur um eine Managerkrankheit. Burnout ist längst in der Masse der Betriebe angekommen. Gründe sind Stress, unsichere Arbeitsplätze oder befristete Verträge. Viele Arbeitnehmer*innen haben ständig Angst um ihren Job.
Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ist die Idee der (partiellen) Trennung von Arbeit und Einkommen. Grundeinkommen ist ein Instrument, das die flexible, eigenverantwortliche Aufteilung der Lebenszeit zwischen Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit im eigenen, familiären und gesellschaftlichen Bereich, zwischen Lernen und Muße, zwischen Verpflichtung und Freiheit möglich macht.
Denn 50 Prozent der Arbeitnehmer*innen in der Schweiz erleben einer Studie zu Folge ihre Arbeit als krankmachend — in den höher bezahlten Jobs ist der Prozentsatz höher. Inzwischen herrscht vielerorts ein System permanenter Bewährung. Mit Bewertungssystemen soll der Druck auf Mitarbeiter ständig erhöht werden. Besonders betroffen: die IT-Branche. Hier sind die Burnout-Zahlen doppelt so hoch wie in anderen Betrieben.
Deutlich ist auch, dass die Arbeitslosigkeit genauso krank macht, dass die Selektion für den Arbeitsmarkt die Kinder in den Schulen unter psychischen Druck setzt, Perspektivlosigkeit erzeugt und Menschen auf die Bahn des Kostenfaktors schickt. Auch soziale Kontakte — von der Neurobiologie als unbedingt wichtig für die Entwicklung und Gesundheit der Menschen erkannt — sind durch die wachsende Belastung derer, die Arbeit haben und die Ausgrenzung derer, die keine haben, bedroht.
Burnout durch Arbeit – Frontal 21 (ZDF)
Frontal21 zeigt am Beispiel Microsoft, wie dieses perfide Bewertungssystem funktioniert und wie permanenter Leistungsdruck Menschen krank machen kann.
Studie belegt: Arbeit macht krank (ZDF)
Grundeinkommen und Gesundheit (Enno Schmidt / Daniel Häni)
Dr. Martin Hafen spricht deutliche Worte; nicht aus einer alternativen Laune heraus, sondern aus wissenschaftlichen Studien. Eine partielle Trennung von Arbeit und Einkommen ist für ihn der schönste Nebeneffekt des bedingungslosen Grundeinkommens. Er ist Dozent für Prävention und Gesundheit an der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern.
Noch 51 Tage: Grundeinkommensbewegung in Frankreich
In einem Interview im Neuen Deutschland berichtet der französische Blogger und Grundeinkommensaktivisten Stan Jourdan über die französische Grundeinkommensbewegung. Er bezeichnet darin das Grundeinkommen als ein Projekt, „das unsere Gesellschaften grundlegend verändern würde.“ Weiter sagt er: „Es geht nicht darum, dass jeder einfach mehr Geld hat: Mit dem Grundeinkommen stellen wir die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. […] In Frankreich ist die Idee in den vergangenen zehn Jahren etwas in Vergessenheit geraten und lebt nun langsam wieder auf.“ Stan Jourdan geht im Interview auch auf die Entwicklung und Perspektiven der Europäischen Bürgerinitiative Grundeinkommen ein.
Quelle: Grundeinkommensbewegung in Frankreich und ein Interview im Neuen Deutschland
Noch 52 Tage: Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer für ein Grundeinkommen
Die Generalversammlung der WBCA (Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer) hat eine Aktion pro Grundeinkommen beschlossen. Die WBCA wurde 1966 gegründet und verbindet heute mehr als fünfzig Organisationen auf vier Kontinenten. Diese vertreten die Interessen derjenigen, die auf Erwerbsarbeit und ihr Einkommen daraus angewiesen sind.
In dem Beschluss zum Grundeinkommen heißt es:
“Mit einer Sensibilisierungs- und Forderungskampagne wollen wir auf die Notwendigkeit hinweisen, dass allen Menschen genügend Mittel zur Verfügung stehen müssen, um in Würde leben zu können und um die grundlegenden Bedürfnisse eines jeden sowie der jeweiligen Familie zu decken . […] Es müssen neue Lösungen gesucht werden, um das Recht auf gesellschaftliche Integration und Anerkennung sowie das Recht auf Arbeit umzusetzen und zu gewährleisten.
Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit und der Unmöglichkeit, einem Großteil der Bevölkerung Arbeitsplätze anzubieten, können die menschlichen Grundbedürfnisse nicht länger von der aktuellen Wirtschaftspolitik gedeckt werden, welche sich auf die Schaffung von Arbeitsplätzen konzentriert. Eine politische Debatte mit dem Ziel, neue Lösungen zur Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse zu benennen, ist somit dringend erforderlich. Noch 52 Tage: Weltbewegung Christlicher Arbeitnehmer für ein Grundeinkommen weiterlesen
Noch 53 Tage: Grundeinkommen, weil Hartz-IV psychisch krank macht
Hartz-IV-Empfänger leiden einem Forschungsbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge viel häufiger an psychischen Erkrankungen als Berufstätige. Bei über einem Drittel der Bezieher von Arbeitslosengeld II wurde innerhalb eines Jahres mindestens eine psychiatrische Erkrankung festgestellt.
Die Techniker Krankenkasse bezifferte 2008 den Anteil der berufstätigen Versicherten mit einer psychiatrischen Diagnose im Jahr 2006 auf 21,8 Prozent – unter den Hartz-IV-Beziehern waren es dagegen im selben Zeitraum 36,7 Prozent. Daten der AOK zufolge wuchs der Anteil der Versicherten mit psychischen Erkrankungen unter den Hartz-IV-Beziehern von 32,6 Prozent im Jahr 2007 auf 40,2 Prozent im Jahr 2011.
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Noch 54 Tage: Bundestagspetition für die Abschaffung aller Hartz IV Sanktionen
Heute ist eine Petition von Inge Hannemann zur Abschaffung der Sanktionen und Leistungseinschränkungen bei Hartz IV und Sozialhilfe auf der Bundestagswebseite freigeschaltet worden.
Sie kann ab sofort mitgezeichnet werden. Bis zum 18. Dezember 2013 müssen mindestens 50.000 Mitzeichnungen erreicht werden, damit es zu einer Anhörung im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags kommt.